Wer glaubt, Törggelen sei ein feucht-fröhliches kulinarisches Freizeitvergnügen, das man im herbstlichen Südtirol  ganz bequem per Taxi oder Reisebus „konsumieren“ kann, der irrt gewaltig.
Es ist nämlich so:
Törggelen ist eine Königsdisziplin unter den Südtiroler Trinkgelagen. Und wie es sich für solch edle Unterfangen gehört, sollte sich der oder die Törggelewillige nach seinem Besuch einer Törggele-Gastronomieeinrichtung sehr wohl an die Fahnen heften können, das komplette Zeremoniell ganz ohne Kompromisse genossen zu haben. Dazu gehören: Bergschuhe, eine Taschenlampe, weil beim Heimgehen ist es finster, entsprechende Kleidung und ausreichend Zeche, denn man isst und trinkt dann doch immer mehr als geplant. Wie die obigen Zeilen erahnen lassen, gilt der Besuch einer Törggelestation nur dann als „korrekt durchgeführt“, wenn An- und Abreise auf Schusters Rappen erfolgen. In Südtirol heißt es schließlich auch „Törggelen gian“ und nicht nur „Törggelen“. Aber keine Sorge, auf einen schweißtreibenden Anstieg folgt immer – und besonders beim Törggelen – ein fröhlicher Abstieg mit gewissem Erlebniswert, besonders wenn die Mitreisenden den Berg wieder lustig hinunter kugeln.
Wer törggelen gehen möchte, der sollte zu vorgerückter Stunde in fröhlicher Runde auch mit Hintergrundwissen prahlen können. Bitte sehr: Das Wort „Törggelen“ stammt vom lateinischen „torquere“ ab, was den Akt des Weinpressens bezeichnet. Aus diesem Wörtchen leitet sich beispielsweise auch „Torggl“, südtirolerisch für Weinpresse, ab – und treffenderweise auch das schöne deutsche Wort „torkeln“.
Zum frisch „getorggelten“ Traubensaft reichte der Bauer seinen Weinlesehelfern zu früheren Zeiten auch „nur“ das Brot der armen Leute, sprich geröstete oder gekochte „Keschtn“ ergo Edelkastanien. Heutet wartet der Gastwirt mit einer deftigen Schlachtplatte oder wenigstens Speck und Brot auf. Der Gast braucht nicht einmal bei der Weinlese, dem „Wimmen“, geholfen zu haben und bekommt auch keinen Traubensaft, sondern bereits den leicht vergorenen „Siaßn“ oder gar den jungen Wein, den „Nuin“, kredenzt.
So gesehen ist die sportliche Herausforderung beim Törggelen ja doch Ehrensache!
            
            
                    
                        
                
			
        
        
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